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Bericht aus Dushaj von Doris Fery

Das Wetter ist angenehm mild, als ich am 25.10.18 aus dem Flughafen von Pristina/Kosovo heraustrete. An der Grenzstation Quafe Morine wird mein Reisepaß von den Beamten besonders gründlich gecheckt, denn es kommt nicht oft vor, dass eine Deutsche ohne männliche Begleitung von Serbien nach Albanien einreist.

Mein Ziel ist die Missionsstation der Franziskanerinnen im äußersten Norden des Landes. Hier unterstützt der Haßfurter Verein Sr. Evangeline, die Leiterin der Station, mit ihren beiden Mitschwestern Lia und Lirie. Ich konnte mir in den fünf Tagen dort u.a. auch ein Bild davon machen, wie sich die Infrastruktur seit letztem Jahr gewandelt hat. Es ist unglaublich, wie viel gebaut wird, besonders ein neues Wasserkraftwerk fällt auf und die geteerten Hauptverkehrsstraßen. Das alles täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass die Autofahrt nach wie vor gefährlich ist. Plötzlich auftauchende, ungesicherte tiefe Löcher mitten in der Straße, teilweise fehlende Leitplanken neben tiefen Abhängen lassen die Fahrt zum Abenteuer werden.

Überhaupt keine Verbesserung feststellen kann ich bei der weiterhin katastrophalen Versorgung der Bevölkerung mit Strom und fließend Wasser. Die Kabel hängen in den armseligen Hütten mit offenen Drähten von der Wand. Wird Strom gebraucht, dann werden die Drähte miteinander verknotet, was lebensgefährlich ist. Das Wasser wird aus einer nahen Quelle geschöpft, Holz ist in dieser Region so teuer, dass es sich die wenigsten leisten können, damit zu heizen und zu kochen. Deshalb kommen die kleinen, auf dem Boden stehenden Öfen mit Heizspirale zum Einsatz. Dies ist besonders für Kinder sehr gefährlich, die, wenn sie damit in Berührung kommen, die schlimmsten Verbrennungen davontragen. Dieses Problem kennen die Nonnen nur zu gut und kommen mit der Verteilung der Medizin kaum nach.

Deshalb schickt Haßfurt hilft Medikamenten nach Dushaj, Antibiotika und Medizin gegen Brandverletzungen vor allem. Gerade das Gesundheitssystem in Albanien ist die reinste Katastrophe. Ein angemeldeter Arbeiter, z.B. ein Maurer, verdient am Tag 1000 Lek, das entspricht 8 Euro. Der Renten- und Krankenversicherungsbeitrag hingegen kostet umgerechnet 50 Euro im Monat. Arbeit gibt es in dieser Region kaum und wenn jemand glücklicherweise einen Job ergattern kann, dann arbeitet er oft ohne Registrierung. Natürlich hat er dann auch keine Krankenversicherung für sich und seine Familie. Muss ein Familienmitglied ärztlich versorgt werden, dann ist er quasi Privatpatient und zahlt entsprechend für die Behandlung. Das kann sich kaum eine Familie leisten, oder sie wird durch die Erkrankung oder eine schwere Verletzung eines Angehörigen in den finanziellen Ruin getrieben.

Haßfurt hilft setzt sich sehr für die medizinische Versorgung der Bevölkerung ein. Dies betrifft 29 Dörfer im Umkreis, die von den Nonnen in Dushaj betreut werden. Die Missionsstation hat seit Ende Oktober offiziell die Zulassung für eine Ambulanz innerhalb der Station. Hier arbeitet nun der Arzt Dr. med. Ened D. dienstags und donnerstags jeweils für 4 Stunden im eigens dafür eingerichteten Arztzimmer. Ihm zur Seite steht eine tatkräftige Krankenschwester. Die drei Franziskanerinnen sind überglücklich, nun eine gute ärztliche Versorgung kostenlos auch für die Ärmsten anbieten zu können. Und die Vorstandschaft von Haßfurt hilft ist sehr stolz darauf, diese Ambulanz überhaupt erst ermöglicht zu haben, dank der Großzügigkeit der Mitglieder und Freunde des kleinen Vereines. Denn finanziert wird der Arzt und die Krankenschwester ausschließlich durch Haßfurt hilft. Trotz der nun erreichten allgemeinärztlichen Versorgung werden auch immer wieder Spezialisten benötigt. So arbeitete dort z.B. während meines Aufenthalts ein italienischer Zahnarzt unentgeltlich für eine Woche. Der Ansturm an Patienten war enorm. Ganz dringend benötigt wird eine Gynäkologin, die sehr viel zu tun haben wird, sagt Sr. Evangeline. Vielleicht lässt sich auf diesem Weg der Veröffentlichung eine Ärztin finden? Das wäre sozusagen ein Hauptgewinn für die albanischen Frauen im Norden.

Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen, aber das würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Sr. Lia, die Italienerin, verabschiedete sich von mir mit den Worten "Denke daran, albanische Kinder haben immer Hunger". So ist es.

Wer die Arbeit von Haßfurt hilft finanziell unterstützen möchte, kann dies tun unter der Kontonummer DE16 7935 0101 0190 4109 10   BIC BYLADEM1KSW, Kennwort Albanien.
Die Schwestern aus Dushaj lassen den Haßberglern ein herzliches Dankeschön ausrichten, was ich hiermit gerne tue:

 Faleminderit shum!



So wird in Albanien der Strom eingeschaltet


So wird geheizt und gekocht
(s. links unten)
 
Und das sind die schrecklichen Folgen


Ein albanisches "Wohn"haus


Ihren Jeep reparieren die Schwestern selber


Urlaubsbeschäftigung eines hilfsbereiten italienischen Zahnarzts


Doris Fery mit Kindern einer albanischen Familie
Alle Bilder von D. Fery