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Sr. Bernadette wieder bei "Haßfurt hilft"


Die Not der Menschen in den nordalbanischen Alpen lässt die Haßfurter nicht kalt. So konnte Sr. Bernadette, die zusammen mit Sr. Gratias und dem Kapuziner Br. Andreas in Fushë-Arrëz eine Missionsstation betreibt, im Rahmen ihres Heimaturlaubes zum zweiten Mal auf Einladung von "Haßfurt hilft" vor einem großen Publikum über ihre segensreiche Tätigkeit berichten. Dankenswerter Weise hat die evangelische Gemeinde dazu kurzfristig ihren Saal zur Verfügung gestellt.

Buchstäblich aus dem Nichts heraus haben beide Schwestern vor 20 Jahren diese Station aufgebaut, die heute ein stattliches Anwesen darstellt und zum zweitgrößten Arbeitgeber der Region geworden ist. Die vielfältigen Tätigkeitsfelder wurden kurz dargestellt.

Ein Kindergarten bietet 75 Kindern Platz, bevorzugt werden Kinder aus besonders ärmlichen Verhältnissen aufgenommen, es wird auf eine gute Ernährung, vorzugsweise mit Produkten aus eigener Landwirtschaft, auf Hygiene und vor allem auf zeitgemäße Erziehung geachtet. Nicht nur dadurch unterscheidet sich dieser Kindergarten von der kommunalen Bewahranstalt, sondern auch durch die wesentlich niedrigeren Betreuungskosten, wodurch sich die langen Wartelisten erklären lassen.

Nähkurse unter Leitung einer Schneidermeisterin bieten vielen Frauen eine berufliche Perspektive. So konnten danach viele Teilnehmerinnen Arbeitsplätze in der Textilindustrie bekommen, andere bauten sich eine bescheidene Existenz als Selbständige in ihren Dörfern auf, wozu die zahlreichen von "Haßfurt hilft" gespendeten Nähmaschinen sehr willkommen sind. Hier dankte Sr. Bernadette insbesondere Herrn Siegfried Thiem, der seit Jahren dafür sorgt, dass nur professionell überholte und voll einsatzfähige Maschinen abgegeben werden können.

Ein besonderes Anliegen der ausgebildeten OP- und Krankenschwester sind die monatlichen Kurse für Schwangere, einmalig in ganz Albanien, so begehrt bei den jungen Frauen weit über den Einzugsbereich von Fushë-Arrëz hinaus, dass sie - oft schon hochschwanger - vielstündige Fußmärsche in Kauf nehmen. Säuglingspflege, Ernährung, Familienplanung sind Themen dieses Unterrichts, vor allem die in ländlichen Regionen noch weit verbreitete Tradition des nahezu ganztägigen strammen Einbindens der Kinder in viel zu enge Wiegen bis über das dritte Lebensjahr hinaus soll als veraltet und entwicklungshemmend dargestellt werden. Zum Abschluss des Kurses erhalten alle Teilnehmerinnen einmalig eine komplette Babyausstattung, Kleidung, Milchfläschchen, Decken, Pflegemittel und vieles mehr. An dieser Stelle dankte Sr. Bernadette Frau Doris Fery aus Buch, die federführend für "Haßfurt hilft" all diese Dinge beschafft und so einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen dieser Kurse leistet.

Die medizinische Versorgung der gesamten Region liegt im Argen. Bis auf zwei Ärzte und ein kleines Krankenhaus in Puka haben alle Mediziner diese wenig einträgliche Gegend verlassen. Für die Menschen aus den Bergdörfern ist medizinische Hilfe kaum erreichbar, Todesfälle wegen banaler Krankheiten sind nicht ungewöhnlich, vor allem dann, wenn im Winter die Straßen unpassierbar sind. Manchmal helfen Fachärzte, die bei den Schwestern zu Besuch sind, und mit Hilfe einer Apothekenlizenz kann Sr. Bernadette gespendete und gekaufte Medikamente zu einem symbolischen Preis an mittellose Patienten abgeben.

Vor allem Mädchen, die in Albanien oft ein sehr benachteiligtes Dasein führen, werden als Patenkinder an deutsche Familien vermittelt. Bei einer Arbeitslosigkeit von 85 % und einem Sozialhilfesatz von unter 40 € pro Monat und pro Familie, unabhängig von der Anzahl der Kinder, ist für viele Familien ein Überleben ohne diese Hilfe nicht möglich. So wird der monatliche Betrag von 30 € nicht in bar an die Familien ausbezahlt, sondern es werden davon regelmäßig Grundnahrungsmittel beschafft, im Bedarfsfall auch Zuschüsse für notwendige medizinische Behandlungen oder für Schulbücher geleistet. Für letztere gibt es keine staatlichen Hilfen, aber ohne Bücher darf ein Kind die Schule nicht besuchen! Frau Fery (s. Kontakte) hat auch in Haßfurt und Umgebung viele solche Patenschaften vermittelt und erklärte sich gerne bereit, Interessenten dazu nähere Informationen zu geben.

Ausbildungspatenschaften ermöglichen Jugendlichen aus den Bergdörfern, die den Schwestern als begabte und fleißige Schüler bekannt sind, den Besuch einer höheren Schule oder der Universität in Shkodra oder Tirana. Die Voraussetzung dafür ist aber ein Internatsplatz, da die Entfernungen zu weit und öffentliche Verkehrsmittel nicht vorhanden sind. Die Kosten von 40 € pro Monat für diesen Wohnheimplatz sind aber für deren Familien nicht erschwinglich, so dass Sr. Gratias und Sr. Bernadette sowie Br. Andreas durch Vermittlung von Sponsoren helfen. Auch hier hat unser Verein "Haßfurt hilft" Verantwortung übernommen.

Regelmäßig erreichen die beiden Schwestern Hilferufe aus der Bevölkerung, wenn die Wohnverhältnisse allzu unerträglich werden. Undichte Dächer, verschimmelte Wände, Brandschäden und einstürzende Mauern, all das kann oft nur mit materieller Hilfe von außen saniert werden. Nicht selten ist aber eine Sanierung nicht mehr möglich und so haben die Schwestern schon mehr als hundert ganz einfache, aber solide Häuser neu gebaut, indem sie das Baumaterial finanziert, den Transport - ein großes Problem bei oft kaum befahrbaren Bergwegen - organisiert und einen erfahrenen Baumeister zur Verfügung gestellt haben, der zusammen mit den Männern der Familie die eigentliche Arbeit verrichtet. Und manche dieser Häuser würden auch nicht existieren, wenn die Haßbergler nicht dazu beigetragen hätten.

Dies führte zum zweiten Teil des Vortrags. Anhand von Bildern berichtet Sr. Bernadette von einem Ausflug von zwei Praktikantinnen und einem Mitarbeiter der Missionsstation in ein entlegenes Bergdorf, das nur durch eine mehrstündige anstrengende Klettertour zu erreichen war. Fast alle Häuser hier waren in einem desolaten Zustand. Armdicke Mauerrisse lassen erwarten, dass die Häuser die nächsten harten Winter nicht mehr überstehen werden. Die Dächer waren kaum als solche zu bezeichnen, Plastikplanen bringen kaum Abhilfe. Vieh verhungert, da das im Freien gelagerte Winterfutter oft von bis zu vier Metern Schnee bedeckt und so nicht mehr erreichbar ist. Die Frage eines Anwesenden, warum unter diesen Umständen dort immer noch Menschen wohnen, konnte Sr. Bernadette ganz einfach beantworten: Da haben sie wenigstens ein Grundstück, aber sie haben nicht genug Geld, um sich anderswo eine Existenz aufzubauen. Aber dort Hilfe zu leisten, ist auch den Schwestern kaum möglich. Der Transport von Baumaterial ist mangels befahrbarer Straßen einfach nicht zu bewältigen. Bedrückende Bilder, bedrückende Einblicke.

Für uns von "Haßfurt hilft" war dieser Abend Motivation genug, unsere Arbeit fortzusetzen. Auf die Unterstützung der Haßfurter, der Haßbergler und sogar vieler Freunde von außerhalb können und müssen wir uns weiterhin verlassen.

Frau Fery dankte den zahlreichen Helfern, die sie bei ihrer Babyaktion unterstützen, den Kindergartenmüttern, die gut erhaltene Babykleidung spenden, den Damen der Lichtstube im MGH Haßfurt, die sehr fleißig für die Kinder in Albanien stricken und vielen weiteren Helfern. Ein besonderer Dank galt auch der Firma XXXLutz in Haßfurt, die regelmäßig einen Klein-LKW für den Transport unserer Hilfsgüter zur Sammelstelle bei der ORA-Kinderhilfe in Korbach zur Verfügung stellt. Die 1. Vorsitzende Helga Schumacher verband ihren herzlichen Dank an Sr. Bernadette für ihren Bericht und ihre Arbeit in Fushë-Arrëz mit der Überreichung eines Geldbetrags.

 

Helga Schumacher übergibt Sr. Bernadette unseren Beitrag für ihre Arbeit

Foto: Christiane Reuther